Hinweise für Angehörige

Familienangehörige und Freunde missverstehen Depressionen oft als „normale“ Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit, ohne den dahinterliegenden Krankheitsaspekt zu erkennen.
Gutgemeinte Ratschläge, Aufforderungen, sich am Riemen zu reißen, dahingesagte Beschwichtigungen („wird schon werden“) oder Vernunftargumente, die die Nichtigkeit des Anlasses zur Niedergeschlagenheit belegen sollen, greifen hier jedoch nicht, sondern erreichen oft sogar das genaue Gegenteil. Sie verstärken die Schuldgefühle bzw. das Gefühl, unfähig, nichtsnutzig, lästig oder überhaupt ein schlechter und undankbarer Mensch zu sein. Daher gilt:
Was man nicht tun sollte:
- nicht selbst therapieren wollen
- Rückzugswünsche, Hilfs-Zurückweisungen,
Anfeindungen u.ä. nicht auf sich selbst beziehen, sondern als Ausdruck der
Krankheit (an)erkennen.
- nichts äußern, was Schuldgefühle verstärken könnte
(nicht überfordern, kein Unverständnis äußern, nicht an den Willen appellieren,
kein positives Denken einfordern, keinen Druck machen)
- nicht über den Kopf des Betroffenen hinweg
entscheiden
- nicht in Urlaub schicken, nicht in neue Umgebung
(Wohnung, Heim) versetzen (ggf. aufschieben)
Was man tun kann (und sollte):
- sich gut über das Wesen der Depression informieren
- viel Geduld aufbringen (nach Phasen der Besserung auch mit erneuter Verschlechterung rechnen)
- freundliche, beschützende, anregende Atmosphäre schaffen
- behutsam zu Aktivitäten (v.a. im Freien) ermuntern,
auch gegen den Willen des Betroffenen; keinen dauerhaften Rückzug gewähren
- Vertrauen vermitteln, dass Depression eine
Krankheit ist, die behandelt werden kann
Was zum eigenen Wohl zu beachten ist
- persönlichen Schutzraum wahren, sich immer wieder
auch abkoppeln, nicht zu sehr in Problematiken einsteigen, mitleiden und selbst
seelisch verschleißen lassen
- sich keine Schuld an der Entwicklung der Depression
einreden lassen (eine Person ist niemals Schuld am Entstehen einer Depression)
- ab und zu bewusst distanzieren, Seelenhygiene
treiben, nicht anstecken lassen